Träume - Emails aus dem Unbewussten

Egal ob im Urlaub, auf einem Konzert, im Restaurant oder einfach so - Fotos werden von jedem, von allem und überall gemacht. Dank ausgefeilter digitaler Technik - sowohl in Form von Fotoapparaten als auch Smartphones - ist das Fotografieren heutzutage kinderleicht. Das Magazin GEO schreibt in seiner August-Ausgabe 2015: »Wir schießen, alle zusammen, pro Tag über eine Milliarde Fotos. In zwei Minuten sind das mehr Bilder, als im gesamten 19. Jahrhundert entstanden.«[1] Wir produzieren tagtäglich einen Bilder-Tsunami, der uns überrollen würde, wenn wir all diese Bilder anschauen müssten.

Nicht nur äußere, sondern auch innere Bilder können uns überfluten. Das geschieht besonders in emotio-nal anstrengenden Zeiten, in denen unser Bewusstsein allein nicht mehr ausreicht, um Eindrücke zu ver-arbeiten. Dann meldet sich das Unbewusste in der Nacht und schickt uns Träume.

In Traumbildern werden reale Dinge und Menschen in ungewohnter Weise zusammengesetzt, was sie zunächst erst einmal irreal oder sogar skurril erscheinen lässt.

Das obige Bild ist ein Beispiel dafür: Es gibt Wasser, Boote, Männer und Türen, aber die Art wie sie hier miteinander verbunden worden sind, erweckt einen unrealistischen Eindruck

Eigentlich sind Traumbilder weder als positiv noch als negativ zu bewerten. Sie wollen einfach darstellen, zeigen und auf etwas hinweisen. Innere Bilder sind Bedeutungsträger, d.h. sie wollen uns eine Botschaft übermitteln, die unseren Erlebnissen einen neuen Sinn verleiht.

Fotografien bilden heute oftmals nur noch profane, sinnentleerte Szenen oder Gegenstände ab und transportieren Daten, die ausgelesen werden, ohne dass wir Kenntnis davon haben. Im Gegensatz zu den äußeren Bildern, die gerne aufgehübscht und verändert, also letztendlich manipuliert werden, sind innere Bilder authentisch, denn sie stammen aus unserem Innersten. Sie bieten jedem, der will, die Möglichkeit, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und sie zu entschlüsseln. Dazu bedarf es keiner 30 Jahre ohne Schlaf, die nötig wären, um alle an einem Tag geposteten Fotos bei Facebook anzuschauen [2]. Eine, vielleicht auch mal zwei Stunden genügen, um die verschlüsselte Email aus dem Unbewussten zu entziffern.

»Fotografie ist die neue Weltsprache ... eine Sprache, die jeder spricht und doch keiner versteht.«, schreibt Jürgen Schaefer in seinem Artikel [3]. So verhält es sich letztendlich mit allen Bildern und Traumbildern.

Die Träume der Menschen überall auf der Welt sind beseelt von gleichen Bildern und Symbolen, aber nur die wenigsten wissen noch um ihre Bedeutung. Es ist an der Zeit, wieder das zu erlernen und zu begreifen, was die Wurzel und der Ursprung unserer Sprach- und Schriftentwicklung war.

Abb.1: message in a bottle / pixabay
Abb.2: digitization / pixabay
Abb.3: Bruce Rolff / shutterstock 519312922

[1]: GEO, Ausgabe August 2015, Jürgen Schaefer: Die neuen Bilder der Erde, S. 113
[2]: Vgl. GEO, Ausgabe August 2015, Jürgen Schaefer: Die neuen Bilder der Erde, S. 113
[3]: GEO, Ausgabe August 2015, Jürgen Schaefer: Die neuen Bilder der Erde, S. 118