Wie Sie Ihre Träume besser verstehen können

Was wir bereits wissen

Ein langsames und genaues Vorgehen beim Entschlüsseln der Träume ist wichtig. Wird ein Traum mittels des Vier-Phasen-Modells unterteilt, liefert er erste Informtaionen. Über den Traum, der als Beispiel in Teil I und II dient, wissen wir bisher das Folgende:

• Das zentrale Thema lautet: versuchen, experimentieren, ausprobieren.
• Es gibt zwei unterschiedliche Ergebnisse. Sie können Anlass für Zweifel und Sorge sein.
• Das eigene Unterscheidungsvermögen soll eingesetzt und genutzt werden.
• Die Überwindung der Angst bewirkt eine Veränderung.

Die Traumsymbole übersetzen

Um etwas mehr über den Sinn der Träume zu erfahren, ist es wichtig, die symbolischen Bilder zu übersetzen. Die Unterteilung des Traums in vier Phasen wird beibehalten. Das ist hilfreich, um sich Schritt für Schritt mit den einzelnen Symbolen zu befassen.

Phase 1: Einleitung

Ich bin in einem Labor, wo Versuche durchgeführt werden.

Das erste Bild ist das eines Labors. Notieren Sie sich Ihre ersten eigenen Ideen zum Symbol. Ein Labor ist ein Raum, in dem Versuche stattfinden. Das mögliche Thema lautet: Versuchen, experimentieren, ausprobieren.

Phase 2: Komplikation

Das Ergebnis sind viele, kleine weiße Mäuse, und da habe ich mich gewundert, da ich mich erinnere, den Versuch schon einmal durchgeführt zu haben, aber damals kam es zu einem anderen Ergebnis.

Beim nächsten Symbol handelt es sich um viele, kleine weiße Mäuse. In diesem Bild verstecken sich gleich zwei bildhafte Aussagen. Es geht einerseits um die Farbe Weiß und andererseits um Mäuse.

Gehen Sie wie in der Einleitung beschrieben vor. Notieren Sie Ihre Einfälle zur Farbe Weiß und zu Mäusen. Weiß ist die Farbe der Reinheit, des Unberührten, der Unschuld. Sie weist auf etwas Neues hin. Mäuse sind Nagetiere. In der Umgangssprache wird mit dem Begriff Mäuse Geld bezeichnet.

Haben Sie keine Idee oder erscheint Ihnen keiner der Einfälle passend zu sein, können Sie ein Traumlexikon zur Hand nehmen. Wichtig sind die Worte und Wörter, die etwas in Ihnen berühren oder anklingen lassen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, in einem Biologiebuch etwas über Mäuse zu lesen oder im Internet zum Thema zu recherchieren. Achten Sie auch dabei auf die Passagen, die Sie bewegen. Im Unbewussten ist ein wahrer Schatz an Bildern und Informationen gespeichert, die nicht unbedingt dirket zugänglich sind. Manchmal genügt ein kleiner Hinweis, um sie ins Bewusstsein zu holen.

Phase 3: Wendepunkt

Dann fällt mir ein, dass es doch nicht der gleiche Versuch ist, sondern dass ich beim ersten Versuch damals Indikatorpapier getestet habe.

Die reale Funktion eines Symbols, das im Traum auftaucht, kann ebenfalls weiterhelfen. Es ist gut, sie so allgemein wie möglich zu beschreiben. So lässt sie sich besser auf das Traumgeschehen anwenden. Indikatorpapier testet einen Wert nach einer vorgegebenen Maßtabelle. Interessant ist, dass beim ersten Versuch das Indikatorpapier selbst getestet wurde. Damals ging es um die Überprüfung der eigenen Werte.

Wenn wir die Informationen hinzuziehen, die wir mittels der Struktur des Traums erhalten haben, wissen wir jetzt: Der Träumer muss unterscheiden lernen. Das Ergebnis des ersten Versuchs ist hier nicht relevant, denn es wurden die eigenen Werte überprüft. Das jetzige Resultat aber sind viele kleine weiße Mäuse.

An diesem Punkt können wir nun klären, wieso die Lebenssituation des Träumers so bedeutungsvoll ist. Der junge Mann hat seine Ausbildung beendet und erhält in Kürze sein erstes volles Gehalt. Durch diese Informationen sind wir in der Lage, die Symbolik neu zu bewerten. Aktuell geht es um einen neuen, bisher noch nicht erprobten Umgang mit Geld.

Phase 4: Lösung

Als ich nach Hause fahren will, denke ich mir: Warum habe ich eigentlich immer Angst vor dem Autofahren? Ich sehe doch cool aus, wenn ich Auto fahre! Daraufhin fahre ic hmit dem Auto und sehe cool aus, aber es sieht nicht aus wie ein Auto ... ich stehe auf einer Holzplatte mit vier Rädern und einem Lenkrad.

Es gibt zwei Symbole in diesem Abschnitt: Auto und Segway. Der Traum hat dazu aufgefordert, das Unterscheidungsvermögen zu nutzen. Machen Sie sich die Unterschiede zwischen einem Auto und einem Segway bewusst. Mit dem Auto können nicht alle Wege befahren werden; mit einem Segway dagegen stehen viele Wege offen. Ein Segway eigent sich zum Ausprobieren besser. Er erweitert die Möglichkeiten auf eine angemessene, ökologische und ökonomische Weise.

Das Wissen zusammentragen

Das zenrale Thema dreht sich darum, etwas auszuprobieren (Phase 1). Mit "Mäusen" kann man sich etwas Neues leisten. Die Problematik zeigt sich durch Zweifel, die wegen früherer Erfahrungen am Träumer nagen. Die Farbe Weiß deutet auf völlig neue Erfahrungen hin (Phase 2). Eine Wende wird möglich, indem genau hingeschaut und unterschieden wird. Beim vorherigen Versuch wurden die Werte und Maßstäbe überprüft (Phase 3). Bei dem neuen Versuch geht es um etwas anderes: Um den Freiraum und Aktionsradius, den das Geld erlaubt (Phase 4).

Traum und Wirklichkeit

Damit der Traum nicht im luftleeren, theoretischen Raum hängen bleibt, ist es notwendig, einen Blick auf die aktuelle Situation des Träumers zu werfen. Er hatte seine Lehre zu dem Zeitpunkt beendet und erwartete sein erstes Gehalt ("Mäuse"). Welches Problem könnte ihn beschäftigen? Welche Sorge könnte ihm das bereiten? Die Annahme lag nah, dass er befürchtet hat, nicht angemessen mit dem ersten eigenen Gehalt umgehen zu können. Er hat schon während des Prakktikums und während der Ausbildung eigenes Geld verdient. Der Unterschied bestand darin, dass er damals zuhause gewohnt hat und nicht selbst für seinen Unterhalt aufkommen musste. Damals war die Wertung eine andere. Heute ist er selbständig, autonom. Das steht ihm gut; er empfindet es als cool, aber es macht ihm auch Angst. Ein Auto bzw. die Selbständigkeit verursacht Kosten. Welche (Finanziellen) Freiheiten würden ihm bleiben? Die neue Bewertung zeigt sich im Bild des Segway. Mit dieser Art der Selbständigkeit ist der Träumer flexibel, ökonomisch und ökologisch unterwegs. Er kann seine Situation als Übergangssituation, als eine Art Probehandeln auffassen, neue Erfahrungen sammeln und zu neuen Ergebnissen kommen.